Ludwig Foltz (1809-1868)

Ludwig Foltz (1809-1868)

Auch wenn der inhaltliche Schwerpunkt meines Web-Books mehr auf dem Goldenen Zeitalter Mettlacher Steinzeugkunst von 1850-1915 liegt, so verdient ein Künstler aus der Anfangszeit des Unternehmens Villeroy & Boch einer genaueren Betrachtung.
 
Es handelt sich dabei um Jakob Ludwig Foltz, einem Architekten, Bildhauer und u.a. auch Entwerfer von Mettlacher Steinzeug. 
Foltz wurde am 23. März 1809 in Bingen am Rhein (in der Salzgasse) als dritter von insgesamt acht Söhnen des gleichnamigen Zeichenlehrers und Miniaturmaler Ludwig Foltz und dessen Ehefrau Margareta Christina (Mädchenname: Kertell) geboren.
 
Nach Abschluss der Realschule in Bingen zog es ihn 1823 nach Mainz, wo er in das Büro des Bauinspektors Georg Erhard Arnold eintrat und dort in Architektur und technischen Zeichnen ausgebildet wurde
 
2 Jahre später (1825) durfte er in der Bau- und Steinmetzwerkstatt von Karl Ludwig Arnold in Strassburg (Elsaß, Frankreich) erstmals Arbeiten als Architekt und Vermesser am Strassburger Münster vornehmen. Damit konnte er sein in Mainz erworbenes theoretische Wissen erfolgreich in die Praxis umsetzen. 
Die Arbeiten am Strassburger Münster müssen ihn so sehr beeindruckt haben, dass er entschloss, noch eine Ausbildung zum Steinmetz zu absolvieren. 1827 erhielt er dann seinen Gesellenbrief als Steinmetz und kehrte damit nach Mainz zurück. Dort trat er in das Atelier des Bildhauers Joseph Scholl ein, der an der Restaurierung mittelalterlicher Bildwerke des Mainzer Domes beteiligt war.
 
 
Anschließend zog es ihn nach Frankfurt (am Main) zu Eduard Schmidt von der Launitz, einem Professor der Bildhauerei und fertigte für diesen Modelle und Zeichnungen an. Die Arbeit mußte er so gut durchgeführt haben, dass andere einflußreiche Menschen im Bauwesen auf ihn aufmerksam wurden. So kam es, dass ihm der Baurat Johann Claudius von Lassaulx ihm des Ausbau des Schlosses Rheineck übertrug. Dieses liegt unterhalb von Andernach und war damals im Besitz von Professor Beth-Holweg. 
 
Entwurfszeichnung Becher
 
Der Ausbau des Schlosses beschäftigte ihn etwa 2 Jahre und er machte seine Arbeit gut, was ihm viel Lob durch seinen Bauherren einbrachte. Nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Geburtsstadt Bingen, welche mit der Errichtung eines Grabdenkmales für den Bürgermeister Georg Geromont einherging, machte er sich 1830 zwecks künstlerischer Weiterbildung nach Rom (Italien) auf. Was er dort dann genau tat, läßt sich nicht belegen. Fest steht aber, dass er auf seinem Weg dorthin in München seinen Bruder Philipp besuchte, der dort der Tätigkeit eines Historienmaler nachging. Das lockere Kunst- und Studentleben in München gefiel ihm anscheinend so sehr, dass er entschloss ein Studium an der königlichen Akademie zu beginnen. Um als Student finanziell über die Runden zu kommen, entwarf und produzierte er Tongefäße und -öfen.  
 
1832 wurde Foltz in das Münchener Atelier des berühmten Bildhauers Ludwig Schwanthaler aufgenommen, wo er, als dessen Lieblingsschüler, auch an der Ausführung der kolossalen Statuen für den Thronsaal in der Münchener Residenz mitwirkte.
 
Ab 1836 eröffnete er in der Luisenstrasse 1 sein eigenes Atelier für "veredelte Tonbildnerei".
 
1837 wurde Foltz von Minister Graf Joseph von Armansperg mit dem Ausbau seines Schlosses Egg bei Deggendorf an der Donau im Stil des Mittelalters beauftragt. Nach Vollendung des Schlossbaues bzw. der von ihm entworfenen Dekoration von weiten Teilen der Inneneinrichtung, ließ sich Foltz in Regensburg nieder, wo er 06. März 1841 beim Regensburger Magistrat die Aufnahme als Bürger mit dem Beruf „Bildhauer“ und „Hersteller für künstlerische Geschirre, wie verzierte Humpen“ beantragte.
 
Dem Gesuch wurde am 06. April 1841 stattgegeben und Foltz zog daraufhin mit seinem Atelier von München nach Regensburg. Mit dabei war seine Ehefaru Karoline (geb. Spitzer), die er am 16. Juni 1841 in München geheiratet und mit der er 4 Töchter hatte. 
 
Sein weiteres berufliches Arbeiten war geprägt mit lauter Namen aus Europas gesellschaftlicher Elite. So arbeitete er für Thurn und Taxis, für König Maximilian II, Jean Francois de Cuvilliés, usw.
 
Die Liste der Schlösser, Kirchen, Dome, Theater und Gesellschaftshäuser, an deren Bau, Wiederherstellung und Restaurierung er beteiligt war, ist beeindruckend.
 
Im Jahre 1852 wurde er von König Maximilian II zum Professor an der polytechnischen Schule in München ernannt, ließ sich aber nach 2 Jahren für eine längere Zeit beurlauben, um im Auftrag des Königs das Münchner Residenztheater zu restaurieren. Nach erfolgreicher Vollendung dieser Arbeiten wurde ihm der Orden vom heiligen Michael verliehen. Die königlichen Worte lauteten: "Dem Architekten des Residenz-Theaters und meiner Villa zu Regensburg Ludwig Foltz, verleihe ich das Ritterkreuz II Classe des Verdinst-Ordens vom heiligen Michael".
 
Sein letzter größerer Auftrag war die Restaurierung der Münchner Frauenkirche, für die er u.a. 12 lebensgroße Apostel, fast 30 Heiligenfugren, 40 kleine handgeschnitzte Figuren, Kronleuchter, eine große Monstranz, Altäre. Tabernakel usw. entwarf.
 
Leider konnte er die Beendigung dieses Auftrages nicht mehr erleben. Es plagten ihn seit längerer Zeit bereits Probleme im Magen-/ Darmtrakt und auch der Besuch des böhmischen Heilbades in Marienbad konnte sein Leiden nicht lindern.
 
Am 10. November 1867, um 4 Uhr morgens, verstarb er in seinem Wohnhaus in der Bayerstrasse 7d in München. Zu diesem Zeitpunkt war seine Ehefrau ebenfalls bereits verstorben. Er wurde am 13. November 1867 auf dem alten Münchner Südfriedhof beigesetzt. In seinem Grab fand auch sein Bruder Philipp seine letzte Ruhestätte (Bild des Grabmals - siehe unten in der Bildergalerie).
Ludwig Foltz und Villeroy & Boch Mettlach
 
Für das Unternehmen Villeroy & Boch Mettlach arbeitete Foltz seit 1843 und war somit einer der ersten Designer für das junge Unternehmen (1836 gegründet). Er entwarf über ein Jahrzehnt zahlreiche Modelle, die teilweise mehrere Jahrzehnte produziert und von vielen anderen keramischen Herstellern kopiert wurden. Dies läßt darauf schließen, dass sich seine Entwürfe gut verkaufen ließen und den Unternehmen Gewinne einbrachten.
 
Ludwig Foltz markierte gerne seine Objekte mit einer eigenen "Steinmetz-Marke". Dies war der Unternehmensführung von Villeroy & Boch jedoch nicht recht und man löschte dieses wieder von seinen Entwürfen (ist aber anscheinend nicht immer gelungen, siehe z.B. die Krüge mit der Formnummer #328 :-)).
 
Doch Foltz war nicht davon abzubringen und wählte ein mehr kryptisches Symbol als Marke, die dann auch auf den Mettlacher Artikeln übernommen wurde (wahrscheinlich wußte man bei Villeroy & Boch gar nichts davon:-)). Es handelt sich um einen Pokal (Kelch), den er in einem Wappenschild abbildete, auch als das sog. "Humpenburg Wappen" bekannt, welches von einer Münchner Kunstervereinigung genutzt wurde, in der auch Ludwig Foltz und sein Bruder Philipp Mitglieder waren.
 
Diese Angewohnheit von Foltz hilft uns Sammlern heute, seine Entwürfe für Mettlach in der Regel eindeutig zu identifizieren. Das Symbol findet man auf fast allen Kölner Dombechern (1845-1847, siehe o.a. Bild), welcher von Ludwig Foltz entworfen wurde.
 
Hier eine Liste von Krügen, die Ludwig Foltz für das Unternehmen Villeroy & Boch Mettlach entworfen haben soll:
 
Krug / Beer Stein:
 
#6, #24, #46, #32, #33, #103, #168, #171, #202, #225, #231, #328, #454, #762, #1037, #1266

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