Terrakotta in Mettlach
Der Schritt in die Terrakotta-Produktion
Warum Villeroy & Boch Mettlach in den 1840er Jahren den Einstieg in die Terrakotta-Produktion wählte, läßt sich bis heute durch keine Quelle belegen. Es dürften aber gewisse Umstände und Bedingungen aus dieser Zeit gewesen sein, die dazu führten.
Ein Grund könnte das im frühen 19. Jahrhiundert aufkommende allgemeine Geschichtsinteresse gewesen sein, welches u.a. die intensive Beschäftigung mit dem antiken Bauwesen und der Renaissance Architektur umfaßte, in der Terracotta eine wichtige Rolle spielte.
Aber auch die persönliche Beziehung des Architekten Karl Friedrich Schinkel aus dieser Zeit zu den Mettlachern Fabrikherren, der viele seiner wichtigen Bauten mit plastischen Schmuck (Kapitelle, Reliefs, Skulpturen usw.) nach hellenistischem Vorbild verzieren ließ, dürfte Einfluß auf die Entscheidung gehabt haben.
Eugen von Boch (1809-1898), der ab 1832 das keramische Werk in Mettlach leitete, führte die Terrakottaproduktion in Mettlach ein. Eine der frühestens Arbeiten des neuen Produktionszweiges "Terrakotta" in Mettlach (ab ~ 1842) sind die keramischen Teile des Altares und Altarrückwand der Klausnerkapelle bei Kastel (in der Nähe von Mettlach).
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Mettlach neben Architekturteilen auch eine Vielzahl an Zier- und Gebrauchkeramiken (Mensch- und Tier-Skulpturen, Vasen, Brunnenschalen, Sitze usw.) in Terrakotta angefertigt. Die Verbreitung wurde durch die damals stattfindenden Weltausstellungen stark gefördert.
Der bedeutenste Modelleur für Terrakotta in Mettlach war der fest angestellt, aus dem Saarland stammende, Peter Weismüller (1811-1883). Er hat höchstwahrscheinlich die wesentlichen Modellierungsarbeiten bis 1879 durchgeführt. Weismüller hat auch die keramischen Teile des Altars der Kasteler Klause sowie die Terrakotten in der ersten Mettlacher Lutwinuskirche modelliert.
Einen Einblick in die Palette der Terracotta-Produkte der Mettlacher Fabrik in den 1870er Jahren gibt ein Muster-Katalog mit Fotografien von Produktbeispielen. Der nicht datierte Katalog ist wahrscheinlich aus Anlass der Weltausstellung in Paris 1878, auf der Villeroy & Boch über seine Fabrik in Luxemburg seine neuestens Terrakottem ausgestellt hatte, entstanden.
Auf 51 Blättern werden Modelle bis zur Modellnummer 127 gezeigt. Es handelt sich dabei um 84 Architekturglieder, 21 figürliche Darstellungen und 13 Vase bzw. Amphoren oder Schalen.
Dass die Zahl der entwickelten und produzierten Terrakotta-Formen nach 45 Jahren Produktionszeit deutlich höher sein muß als das, was im Musterkatalog zu sehen ist, ist sehr wahrscheinlich. Nicht enthalten sein dürften die Unikate sowie die Produkte nach Entwürfen von Künstlern und Architekten, die Eigentümer ihrer Entwürfe und Modelle geblieben sind.
Im folgenden einige Auszüge aus dem Musterkatalog für Terrakotten in Mettlach
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