Wie alles begann ...
Wer keinen Bezug zur Keramik hat, wird mit dem Begriff "Mettlach" in der Regel nicht viel anfangen können. Und ehrlich gesagt, bis zu meinem Besuch im Keramikmuseum war Mettlach für mich eine ganz normale, idyllisch gelegene Provinzstadt, in dem ein namhafter Hersteller (Villeroy & Boch) Keramikprodukte herstellt. Über die Bedeutung des Unternehmens im 19. Jahrhundert wußte ich eigentlich nichts und da ich von Natur aus sehr neugierig bin, besorgte ich mir entsprechende Literatur zum Unternehmen bzw. recherchierte fleißig im Internet.
Im folgenden habe ich die wichtigsten historischen Ereignisse aus dem 19.Jahrhundert mal zusammengefaßt.
--------------
In Mettlach wurde bereits 1809 von Jean Francois Boch-Buschmann (den Namen "Buschmann" hatte er 1806 durch die Heirat mit Rosalie Buschmann angenommen) eine Steingut-Manufaktur gegründet, um sein aus der Pariser Ecole des Sciences erworbernes Wissen in die Praxis umzusetzen.
Als Gebäude diente eine alte Benediktiner-Abtei mit zugehörigem Gelände, welche er im 25. April 1809 für F 22.370 (eine andere Quelle nennt F35.000) von einem gewissen Jacques (Jakob) Leistenschneider (verh., 1. Tochter, Papierfabrikant und Buchhändler in Trier) erworben hatte.
Man kann sich nun die Frage stellen, wie ein Buchhändler an eine solche (riesige) Abtei gelangen konnte. Dazu muß man sich etwas mit der Geschichte auskennen (gehört nicht unbedingt zu meinen Stärken), denn der Gebäudekomplex gehörte vor dem Verkauf an Herrn Leistenschneider der französischen Regierung, die es als sogenanntes "Nationalgut" verwaltete und schnellstmöglich zu Geld machen wollte.
Und da war jeder Kaufinteressent willkommen. Jacques Leistenschneider betrieb nach dem Kauf 1806 einige Jahre eine Papierfabrik in der Abtei.
Aber was war mit den Mönchen passiert, die die Abtei zuvor bewohnt hatten? Sie wurden nach der französischen Revolution (1789) und dem anschließenden Expansionsdrang eines Franzosen namens "Napoleon" aus dem Kloster vertrieben. Damit wurde der Klosterzeit in dem Mettlacher Tal, die sich über 1100 Jahre erstreckte, abrupt ein Ende gesetzt.
---------------------
Ein Grund für diese Standortwahl war vor allem die Saar, die damals schiffbar und für die Zufuhr von Grund- und Brennstoffen und für den Abtransport der Fertigware für das Unternehmen von strategischer Bedeutung war.
Aber auch die Nähe zu den Steinkohle-Gruben rund um Saarbrücken waren ein wichtiges Argument für diese Wahl, da die Holzpreise zu jener Zeit sehr hoch waren und man die Steinkohle als alternativen Brennstoff für die Brennöfen erkannte.
Um Konkurrenz brauchte sich der Firmengründer im damaligen Saardepartement keine Sorgen zu machen. Bis auf einige kleine Töpfereien in der Umgebung und einer Prozellanfabrik in Trier war er der einzige Feinsteingut Produzent in der Region.
Als ungünstig für diese Wahl der Firmen-Lokation erwies sich aber der Mangel an geeigneten Arbeitskräften, da Mettlach und die Umgebung nur dünn besiedelt war. Es gelang Jean Francois Boch dennoch eine Stammbelegschaft zu formen, weil er sich "alte", erfahrene Mitarbeiter aus den Werk Septfontaines (Luxemburg) und Audun (Frankreich / Lothringen) nach Mettlach holte.
1813 zählte das Unternehmen 34 Mitarbeiter, 1837 waren es bereits 175. Dieser relativ rapide Anstieg der Belegschaft kam dadurch zustande, dass im Laufe der Jahre (aufgrund des wachsenden Erfolges des Unternehmens) immer mehr Menschen nach Mettlach und Umgebung kamen und dort Arbeit fanden. Aber auch die anfängliche Zurückhaltung der Einheimischen wurde immer weniger und man wagte nun den Schritt einer Beschäftigung in der Firma.
Die ersten Jahre nach der Grundsteinlegung des Werkes in Mettlach waren für Jean Franςois nicht einfach. So war er gezwungen auf das Vermögen seine Frau zurück zu greifen, um das Unternehmen in der Anfangszeit "über Wasser zu halten". Dies ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass er bei der Firmenkorrespondenz und im Firmenstempel (z.B. auf Geschirr) den Doppelnamen „Boch-Buschmann“ verwendete.
Man produzierte in Mettlach in dieser frühen Unternehmensphase Platten, Supperterrinen, Prunkvasen und Körbe, die alle die Vorliebe für den Louis XVI Stil und zur Empireform zeigten. Etwa um 1820 begannen dann Maler zum ersten Mal Faiencen polychrom (mehrfarbig) zu verzieren (z.B. Blumensträuße und Landschaften), was dann allmählich auch zur Etablierung der Kupferstecherei zur Erstellung von Kupferstichen in Mettlach führte (1825).
Motive wie romantische Landschaften, Jagdszenen, Burgen und Schlösser waren bei Anwendung dieser neuen Technik sehr beliebt. Es waren in der Regel eigene Kreationen, die man in Mettlach für die Motive verwendete, selten orientierte man sich an anderen Stichen bzw. Gemälden von berühmten Künstlern.
Über einen Weinhandel mit Saar- und Moselweinen, den Jean Francois Boch eine kurze Zeit neben seiner Manufaktur betrieb, um das laufende Geschäft zu stützen (~1818), lernte er Nicolas Villeroy aus Vaudrevange (= Wallerfangen) kennen, der dort eine Faiencerie leitete. Sehr schnell verständigten sich beide Unternehmer auf eine Zusammenarbeit.
So ließ Boch einige Jahre seine Mennigelieferungen (Mennige = rotes Pulver) von Villeroy aus Wallerfangen kommen, aber auch die gemeinsame Nutzung einer Glasurmühle in Saarhölzbach ist ein Beleg für die fortschreitende Annäherung.
Im Jahr 1829 übergab Jean Franςois Boch die Leitung der Firma, welche mittlerweile um ein Kupferstecheratelier erweitert wurde, an seinen Sohn Eugen. Der Absatz der Steingut-Fertigwaren erfolgte zum großen Teil per Schiff über die Saar und Mosel, später auch über den Rhein.
1836 wagte man dann den Schritt des Zusammenschlusses der Werke in Mettlach und Wallerfangen. Gemeinsam mit dem 1767 gegründeten Boch-Werk in Septfontaines, gründete man die Firma "Villeroy & Boch". Zum Gesellschaftsvermögen gehörten die Werke von Mettlach und Wallerfangen mit all seinen Nebengebäuden. Das Werk in Septfontaines war zur Hälfte beteiligt.
Ab diesem Zeitpunkt sah Jean Francois Boch in Nicolas Villeroy einen Partner und keinen Konkurrenten mehr. Aufträge und Produktionssparten wurden aufgeteilt und der Grundstein für den späteren Welterfolg des Unternehmens war gelegt.
Die darauffolgenden Jahre waren durch eine Vielzahl von wichtigen Ereignissen geprägt, die ich im folgenden kurz nennen möchte
- ab ~1840 wurde Wasser als ursprüngliche Antriebskraft in dem Werk in Mettlach durch eine 4-PS Dampfmaschine ersetzt
- 1841 erfolgte die Gründung einer Faiencerie in Frankreich
- 1844 wurde ein keramisches Museum in Mettlach gegründet
- im April 1851 wurde von Eugen von Boch (Sohn des Firmengründers), eine Werkszeichenschule errichtet
- 1853 wurden Öfen mit indirekter Befeuerung eingesetzt
- ab ~ 1855 begann die Restauration des "Alten Turmes" in Mettlach
- 1859 wurde das farbige Steindruckverfahren, die Chromolithografie, eingeführt
- am 26. Mail 1860 wurde die Eisenbahnlinie zwischen Saarbrücken und Trier eingeweiht, die durch den Park hinter der Abtei in Mettlach führte und für Villeroy & Boch eine große Bedeutung für die weitere Expansion des Unternehmens hatte
All diese Verbesserungen in der Produktion und besonders die hervorragende Ausbildung der Mitarbeiter ermöglichten dem Unternehmen die Teilnahme auf den großen (Welt-) Ausstellungen der damaligen Zeit.
- Paris 1855, 1867, 1878 und 1900
- Antwerpen 1885
- Wien 1873
- Philadelphia (USA) 1876
- Melbourne (Australien) 1880/81
- Chicago (USA) 1893
Die Ausstelliungen in den USA machten überdies die Produkte auch in Übersee bekannt.
Mettlach und die Weltausstellung in Chicago (1893) und Paris (1900)
Über eine Teilnahme bei der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1893 wurde in der Chefetage von Villeroy & Boch lange diskutiert. Es waren einerseits die wenig positiven bzw. stimulierenden Erfahrungen in Bezug auf den erhofften Warenabsatz nach den Weltausstellungen in Philadelphia (1876) und Melbourne (1880/81), andererseits aber auch der Umstand, dass man das Geschäft in der USA über dort heimische Importeure abwickeln mußte.
Da Villeroy & Boch zu seiner Zeit auch einen in der USA ansässigen Importeur hatte, wollte man diesen nicht verärgern, da sich dieser durch eine direkte Vorstellung von Produkten durch die Firma auf der Weltausstellung mit Sicherheit übergangen gefühlt hätte. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung stand somit einige Zeit auf der Kippe.
Warum man sich im Dezember 1891 dann doch für die Teilnahme aussprach, ist nicht bekannt. Vielleicht war es die Überzeugung, dass man einen so großen Exportmarkt wie die USA nicht einfach der nicht-amerikanischen Konkurrenz überlassen konnte (die ja ebenfalls unter den selben Rahmenbedingungen leiden mußte) oder man sah die Verärgerung des Importeurs als doch nicht so wichtig an, da man ja (sollte die Veranstaltung für das Unternehmen ein Erfolg werden) problemlos wechseln konnte.
Wenn man sich die Auflistung der deutschen Aussteller im Industriegebäude in Chicago 1983 anschaut, so sieht man, dass Villeroy & Boch zu der Gruppe IX (Tonwaren und Mosaiken) gehörte. Auf dem Grundrißplan für das Erdgeschoß des Industriegebäudes findet man eine Nummer 37, die dem Unternehmen als Ausstellungsbereich zugeteilt war. Die Grundfläche betrug 11,8m x 13,8m. Zur gleichen Gruppe gehörten die Königlich-bayrische Porzellan-Manufaktur Nymhenburg (Nummer 34), die Königlich-sächsische Porzellan-Manufaktur Meißen (Nummer 35) und die Königlich-preußische Porzellan-Manufaktur Berlin (Nummer 36). Eine Auszeichnung auf dieser Weltausstellung erhielt Villeroy & Boch neben den Firmen aus Berlin und Meißen.
Die vierte Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 brachte dem Unternehmen Villeroy und Boch (neben 2 weiteren deutschen Anbietern) in der Klasse 72 den höchsten Preis, den Grand Prix. Auch wenn die Pariser Schau als Wegscheide im Kunstgewerbe durch die Verdrängung des bis dahin dominierenden Historismus durch den Jugendstil anzusehen ist, konnte das Unternehmen trotz dieses allgemeinen Trends mit einem dem Historismus noch verbundenen Steinzeug punkten, dem Phanolith. Sein Schöpfer war der in Mettlach lebende Modelleur "Jean-Baptiste Stahl (1869-1932)". Im Unterschied zur gleichartigen Wedgewood-Keramik sind die Dekore aus Porzellan (Parian), die an den dünneren Partien den Hintergrund durchscheinen lassen und dem Dekor Tiefe verleihen.
---------------------------------------------
Die Zahl der Beschäftigten wuchs bis zum Jahre 1898 auf 1.251 Personen an. Davon waren 130 im Kupferdruckatelier, 47 in der Steindruckabteilung, 36 in der Delfter Malerei bzw. Steinzeug und 89 in der Steingutmalerei tätig.
Was in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fehlte, war ein eigenständiger Stil, so wie man ihn aus anderen Epochen her kannte. Es fehlten die religiösen und patriotischen Gefühle, die die schöpferische Tätigkeit hätte bestimmen können. Die Französische Revolution und die darauffolgenden napoleonischen Kriege hatten ihre Spuren in der Kunst hinterlassen. So ziemlich alle Künstler bedienten sich der Stilmittel vergangener Zeiten, sei es die Antike, des Mittelalters oder der des 16. bis 18. Jahrhunderts. Und bei Villeroy & Boch war es in dieser Zeit nicht anders.
Als es Technikern des Werkes Mettlach um 1872 gelang, ein sehr feine, harte und formbare Keramik herzustellen und man parallel dazu noch das Chromolith-Verfahren (= farbiger Stein) erfand bzw. im Laufe der Zeit gewinnbringend einführen konnte, ließ dies einen neuen Geist erkennen, in der man sich wieder auf eine eigene, originäre Ausdrucksweise besann. Das Dekor der Chromolith-Produkte bestand aus verschiedenen kolorierten Massen, was es in dieser Art bisher noch nicht gab. Es wurde dabei eine schwarz eingefärbte, „eingeritzte“ Linie verwendet, um die farbigen Felder / Figuren hervorzuheben.
Die Motive der Mettlacher Produkte waren bis Ende des 19. Jahrhunderts weiterhin geprägt durch Motive aus germanischen Sagenwelt, Szenen aus dem Volks- und Studentenleben und gelegentlich war es auch Religiöses und Mythologisches. Es war halt der damalige Zeitgeschmack. Die Menschen mochten diesen Stil und das Mettlacher Unternehmen paßte sich an, was für ein gewinnorientiertes Unternehmen auch legitim ist.
Erst mit dem Aufkommen des Jugendstils (ein bekannter Mettlacher Künstler aus dieser Zeit war u.a. Hans Christiansen) am Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden dann die Engel- und Tierköpfe, Obst und Blumenbouquets von der Mettlacher Keramik. Man betonte nun mehr die Eleganz der Formen und die Zweckmäßigkeit des Gegenstandes. Die Keramik war insgesamt einfacher aufgebaut und die Dekore zeigten oft japanische Einflüsse.
Es war auch die Zeit als Villeroy & Boch Mettlach das zweifarbige Steinzeug auf den Markt brachte, was als „Kamee (Cameo) bzw. in seine höchsten Qualitätsstufe als „Phanolith“ bezeichnet wird. Die dargestellten dekorativen Objekte heben sich dabei hell und mehr (bei Kamee) oder weniger (bei Phanolith) reliefiert von einem blauen oder hellgrünen Hintergrund ab. Es war zwar eine Art von Nachahmung der berühmten Jasperware von Wedgewood, wurde aber in Mettlach perfektioniert.
Die Einführung der Chromolith- und Phanolith-Technik hatte für das Unternehmen einen erstaunlichen Erfolg und die Produkte wurden auf den großen Ausstellungen von Philadelphia 1876, Chicago 1893 und auf der Weltausstellung in Paris 1900 einem großen Publikum gezeigt. In Paris wurde die Firma dafür mit der höchsten Auszeichnung geehrt.
Was die Chromolith-Produkte besonders auszeichnet, egal ob Krüge, Wandteller, Vasen etc., ist ihre technische Vollkommenheit. Auch wenn sie oft als zu bunt oder auch überladen erscheinen, ihre Masse ist sehr fein, sehr hart und homogen. Allein für die Gestaltung unter der Glasur konnte man unter 150 verschiedenen Farben wählen, bei der Glasur selbst noch einmal unter 176 Farben.
Die vielfältigen, oft aufwändigen Arbeitsgänge machten die Chromolith- bzw. Phanolith-Artikel teuer. Trotzdem waren sie ein Verkaufsschlager bei Villeroy & Boch Mettlach und einer der Wegbereiter des Aufstieg zu einem Weltunternehmen.
Produktion (von Bierkrügen) in Mettlach
Die Mehrzahl der Villeroy & Boch Krüge wurde in Mettlach produziert. Es sind nur wenige bekannt, die außerhalb von Mettlach hergestellt wurden (auf dem Bild rechts ist z.B. der einzige, bisher bekannte Bierkrug aus der V&B Manufaktur Schramberg zu sehen, in Majolika-Technik hergestellt) . Mettlach fertigte viele Produkte aus einem sehr harten, wasserundurchlässigen Steinzeugscherben (homogen gesintert), auch "Steinzeug" genannt. Dies gilt vor allem für die Chromolith Waren. Die meisten Umdruck- und handbemalten Artikel waren dagegen aus Steingut.
Die Innenwand von fast allen Trinkgefäßen überzog man mit einer weißen, porzellanähnlichen Glasur. Eine Ausnahme bilden hierbei die sogenannten “Bavaria-Krüge“ die innen wie außen eine graue Farbe aufweisen.
Der Henkel wurde generell erst am Ende des Herstellungsprozesses eines Kruges angebracht.
Die Zeitspanne von 1885 und 1910 kann als die Glanzzeit der Mettlacher Steinzeugkunst betrachtet werden, auch wenn sich die Fabrikation bis etwa 1913 hinzog und noch einige schöne Objekte hervorbrachte. In diesem Zeitraum wurden die Waren in speziellen Verkaufs-Katalogen gelistet und bepreist.
Der 1. Weltkrieg und der verheerende Brand im Mettlacher Werk in der Nacht vom 11. auf den 12. August 1921, in der Muster, Formen, Skizzen usw, den Flammen zum Opfer fielen, brachten die Produktion dieser herrlichen Artikel zum Stillstand. Eine Ära von einzigartigen Produkten in Design und Herstellungstechnik war zu Ende.
In den Jahren 1925 bis 1929 versuchte man die Herstellung der Waren aus der Glanzzeit Mettlacher Steinzeugkunst kurze Zeit wieder aufzugreifen, aber mit wenig Erfolg. Grund dafür waren u.a. die (bereits bekannten) hohen Produktionskosten und der Mangel an qualifizierten Personal.
Mettlach und die Amerikaner
Erstaunlich ist für mich immer wieder, mit wieviel Begeisterung in den Vereinigten Staaten (USA) Mettlach Artikel gesammelt wurden (und immer noch werden). Eine Leidenschaft, die ich leider nur in Ansätzen in Europa in der selben Zeit in den mir vorliedenden Quellen erkannt habe. Ich habe mich oft gefragt, was die Ursache dafür gewesen sein könnte. Hier muß man wieder einen Blick in die Geschichte werfen.
Amerika ist im Vergleich zu Europa ein sehr junger Kontinent und alles was in Amerika mehr als 100 Jahre existiert, gilt schon als "alt". Es gibt keine Epochen wie die Antike, Renaissance, Gotik, Barock, Rokoko usw. die man dort durchlebt hatte und insofern besteht auch kein emotionaler Bezug zu dieser Zeit. Anders war dies in Europa. Hier gab es damals eine Vielzahl von Produkten, die älter, wertvoller und kreativer waren als das, was vor über 100 Jahren in Mettlach (und auch bei anderen Herstellern) produziert wurde. Kreativer schon deshalb, weil man gerade in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (mit wenigen Ausnahmen) lediglich den Kunststil aus früheren Zeiten aufgegriffen und verherrlicht hat.
Villeroy & Boch Fabriken um 1899 (Bild aus dem V&B Preiskatalog von 1899)