Peter Winkel (1866-1932)
Peter Winkel war der erste Mitarbeiter von Villeroy & Boch Mettlach aus dem goldenen Zeitalter, der mich als Sammler beschäftigte. Er war ein guter Freund des Mettlacher Modelleurs Jean-Baptiste Stahl und lebte wie dieser in Mettlach-Keuchingen.
Per Zufall sah ich eine wunderschöne, große Amphore in einer eBay-Auktion abgebildet und der Verkäufer berichtete sehr leidenschaftlich über den damaligen Obermaler und Leiter der Mettlacher Zeichenschule. Da mich die Amphore interessierte und ich vor einem Kauf gerne mehr über den Künstler, der die beiden Blumenbilder gemalt hat (Signatur mit dem Namen "Winkel" ist auf dem Dekor deutlich sichtbar), wissen wollte, gab ich mich auf die Suche.
Voller Erwartung hoffte ich im geliebten World Wide Web einige Informationen über diesen Künstler zu finden. Doch überraschenderweise fand ich so gut wie nichts. Da halfen auch noch so geschickte Suchwortkombinationen wenig. Lediglich eine kurze Erwähnung auf der Website "Kunstlexikonsaar.de", dass er beim Neubau der Pfarrkirche St. Lutwinus in Mettlach von 1899-1905 während der Restaurierung geholfen haben soll.
Wie soll ich nun weitermachen, fragte ich mich? Die Amphore interessierte mich, aber ohne weitere Informationen zu dem Künstler wollte ich diese nicht erwerben. Da fiel mir zufälligerweise ein Bericht in den Clubnachrichten (Heft 4/14) des Krugsammlerclubs "Alte Germanen" (www.altegermanen-krugsammler.de) wieder ein, der von einer Person mit dem Namen Peter Winkel berichtete. Das Heft wurde mir als Probehelft zugesendet, weil ich mich damals für eine Mitgliedschaft in diesem Verein interessierte und als Sammelgebiet "Mettlach" angab, schickte man mir ein Heft mit einem Bericht zu einem Mettlach-Thema zu.
Also nahm ich die Clubnachrichten nochmals zur Hand und siehe da, ein recht ausführlicher Bericht mit einem Portrait des Künstlers, Familienbildern und ihm zugeordnete Mettlacher Produkte waren abgebildet. Nun wußte ich zumindest deutlich mehr über den Künstler als zuvor.
Es stand dann nur noch die Frage offen, ob die Amphore auch wirklich in Mettlach produziert wurde. Da es keine Firmenmarke unter dem Boden gab, konnte man dies nicht eindeutig sagen. Peter Winkel war jedoch seine ganze Berufszeit ausschließlich für Villeroy & Boch in Mettlach tätig und so lag diese Vermutung sehr nahe.
Trotz dieser kleinen Ungewissheit, kaufte ich die Amphore. Danach recherchierte ich weiter, ob die Produktion wirklich in Mettlach stattgefunden hatte. Doch anstatt mich gleich an das Unternehmensarchiv von Villeroy & Boch zu wenden, suchte ich auf Anraten eines erfahrenen Sammlers an anderen Orten nach Hinweisen und schrieb eine Vielzahl von Museen, Kunsthändlern und Aktionshäusern an. Leider konnte mir niemand weiterhelfen.
Eigentlich hatte ich die Hoffnung bereits aufgegeben, dass ich den Nachweis wirklich noch finden würde. Ich startete per eMail noch einen letzten Versuch und kontaktierte direkt das Unternehmensarchiv von Villeroy & Boch in Merzig. Diese reichte meine Fragen dann weiter zum Keramikmuseum nach Mettlach.
Von dort bekam ich dann nach einigen Tagen endlich eine positive, schriftliche Antwort. Die Amphore stammte definitiv aus der Produktion von Villeroy & Boch Mettlach, auch wenn es keine Unterlagen mehr dazu gab. Diese sind (wie vieles andere) höchstwahrscheinlich dem verheerenden Brand im Jahre 1921 bzw. den Zerstörungen im 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen. Zumindest war die Amphore den Mitarbeitern des Kereamikmuseums bekannt. Diese Art von Mettlacher Waren wurde im Zeitraum von 1900-1920 in Mettlach als Rohlinge hergestellt, die dann auf Kundenwunsch hin (z.B. Kirchen) individuell dekoriert wurden.
Folgende, mir bekannte Mettlach-Produkte mit Signatur, werden diesem Künstler zugeordnet
(Umdruck-) Wandteller / Plaque / Plate
#1044/1325, #1044/1326, #1044/1327, #1044/1328, #1044/9027, #1044/9028, #1044/9029, #1044/9030, #1044/9031, #1044/9032, #1044/9033, #1290/3225
Krug / Beer Stein
#1909/1338, #1909/1339
Bowle / bowl
#3379/1420 (Burg Cochem und Burg Rheinstein)
Bier-Zapfsäule / beer tap
#2671 (Dekor: Hirsche und Rehe)
Etappen des Lebens von Peter Wínkel
Geboren 04. Oktober 1866
- Geburt von Peter Winkel in Wallerfangen (Germany, Saarland) als Sohn des Maurers / Steinhauers Peter Winkel und Anna Berger. Neben dem Sohn hatte das Ehepaar noch eine Tochter
Ausbildung 01. Oktober 1880
- Beginn der Lehre bei der Steingutfabrik „Villeroy & Boch“ in Mettlach und Erlernung der Grundkenntnisse von der Masseaufbereitung bis zum fertigen Endprodukt. Nach bestandener Prüfung erfolgte die Versetzung in die Dekorationsabteilung der Firma, die unter der Leitung von Johann Ludwig (Jean) Beck (1862 - 1938) stand.
- Freiwilliger Besuch der werkseigenen Zeichenschule und Weiterbildung an der Münchner Akademie und/oder königlichen Kunst- und Gewerbeschule München. Dieser Schulbesuch kann nicht eindeutig belegt werden. Ein Archiveintrag in Mettlach bezeichnet ihn als Maler der „alten Münchner Schule“ und läßt dies aber vermuten.
Beruf
- 1890 : kommissarische Übernahme der Leitung der Mettlacher Zeichenschule nach dem Ausscheiden von Jean Beck aus der Firma
- ab 01. Januar 1896: Übernahme ins Angestelltenverhältnis und offizielle Übertragung der Leitung der Zeichenschule. Neben seinem Lehrauftrag entwarf er etliche Dekore und Bordüren für Geschirr, Waschgarnituren und Gebrauchsgegenstände
- 1899 : Erstellung der Urkunde zur Grundsteinlegung der neuen Kirche St. Lutwinus in Mettlach. Diese aus Pergament gefertigte Urkunde ist noch heute auf der linken Seite der Apsis eingemauert
- 1906 / 1931 : Ehrung für 25 bzw. 50 Jahre treue Dienste im Unternehmen
Familie am 04. Mai 1894
- Heirat von Elisabeth Moll aus Hemmersdorf (Germany, Saarland) mit der er 6 Kinder hatte (Mar. Anna, Helena, Franz, J. Wilhelm und die Zwillinge Albert und Ludwig)
Adresse ab April 1895
- wohnhaft in Mettlach, ab 1898 eigenes Haus in Mettlach-Keuchingen
Gestorben am 06. März 1932
- in Mettlach-Keuchingen
Wandteller Nr. 1044 Dec. 9031 signiert von Peter Winkel
Signaturen von Peter Winkel
Leider existieren nur wenige signierte Dekor-Vorlagen für den Umdruck bzw. handbemalte Artikel (Krüge, Wandteller, Bowlen ...) vom Obermaler der Mettlacher Steinzeugfabrik Peter Winkel und somit lassen sich ihm bestimmte Entwürfte auch nicht sicher zuordnen. Dies betrifft vor allem Dekore, die vor 1900 von ihm erstellt wurden.
Nach 1900 war es ihm aber offenbar erlaubt worden, seine Signatur unauffällig auf den von ihm dekorierten Produkten aufzubringen.
Es war das geometrische Symbol eines Winkels und eine optionale 4-stellige Jahreszahl. Lange war diese Art seiner Signierung im Verborgenen geblieben. Erst der Amerikaner Robert Wilson aus Springville (auch "Mr. Mettlach" genannt) in Kalifornien fand im Jahre 2001 heraus, dass Peter Winkel für seine Dekore diese ganz besondere Signatur verwendete.
Für Peter WInkel war die Erlaubnis der Verwendung seiner Signatur eine ganz besondere Auszeichnung und Würdigung des Künstlers durch Villeroy & Boch. Denn es war längst nicht jedem Künstler erlaubt, seine Signatur auf die Mettlacher Waren jener Zeit aufzubringen.
Neben dem Winkelzeichen (manchmal wurde auch der Buchstabe P. des Vornamen vorangestellt) , welches sich häufig auf von ihm entworfenen Umdruck-Dekoren befand, gab es auch Signaturen auf Produkten, die seinen ausgeschriebenen Nachnamen "Winkel" zeigen. Dies waren zum einen Ölbilder, die er ganz privat erstellte, aber auch Mettlacher Artikel, die von ihm auf besonderen Kundenwunsch hin persönlich bemalt wurden.
(geometrische) Winkel-Signatur mit Jahrezahl 1910 auf Umdruck-Wandtellern und -Krügen
Erster Buchstabe des Vornamens (P.) mit (geometrischem) Winkel-und Jahrezahl 1912 auf Umdruck-Bowle #3379/1420
Winkel Signatur auf selbst bemalten Mettlach Artikeln
Winkel Signatur mit Jahreszahl 1908 auf selbst gemalten Ölgemälde
Winkel Signatur mit Jahreszahl 1909 auf selbst gemalten Ölgemälde