Bares für Rares

Mit Keller- und Dachbodenfunden reich werden?

Ich bin mir sicher, dass Sendungen wie Kunst & Krempel (Bayrisches Fernsehen) und Bares für Rares (ZDF) mich damals dazu motiviert haben, mich intensiver mit dem, was so an "Schätzen" im Keller oder Dachboden seit Jahrzehnten rumliegt, zu beschäftigen. Und ehrlich gesagt, ging es mir anfangs mehr darum, mit relativ wenig Aufwand ein paar Euro dazu zu verdienen und weniger um die Objekte selbst.

Doch die Ernüchterung folgte dann bald, da nicht alles, was man findet, sich als echte "Kunstschätze" entpuppen, sondern eher als Dekoration dienen oder vielleicht doch auf den Sperrmüll gehören.

Heißt also, wenn man mit "Kunst" Geld verdienen möchte, dann muß man sich schon intensiv mit den "Kunst-Objekten" beschäftigen und vor allem den Sammlermarkt gut kennen.

Denn es bringt nichts, etwas altes, handwerklich anspruchvolles und farblich ansprechendes Objekt einfach im Internet / Flohmarkt anzubieten, wenn sich kein Sammler dafür interessiert.

Und in der heutigen Zeit scheint das Sammeln keinen so hohen Stellenwert mehr zu haben, wie es in meiner Jugendzeit noch der Fall war, was wiederum die Vermarktung von Kunst noch schwieriger macht.

Man sollte auch das Internet nicht vergessen, das in den letzten Jahren eine regelrechte Flut an Angeboten von Kunstobjekten hervorrief, welche in den bekannten Online-Plattformen rund um die Uhr angeboten werden.

Weniger Sammler und ein erhöhtes Angebot drücken dann auf die Preise, was dazu führt, dass viele Kunstobjekte kaum noch etwas auf dem Markt einbringen.

Wenn man mit Kunst Geschäfte machen möchte, dann sollte man sich ein Spezialthema suchen und sich mit der Zeit ein "Expertenwissen" aufbauen.

Bei mir waren es die Produkte von Villeroy & Boch Mettlach aus dem Goldenen Zeitalter (1885-1910), die mich faszinierten und denen ich dann einen Großteil meiner Freizeit widmete. Und um so mehr ich mich mit den Mettlach Produkten, Künstlern und der damaligen Zeit beschäftigte, um so mehr gewann das reine Sammlerherz an Gewicht...

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Ich versuche in diesem Kapitel einige Angebote (Vergangenes und Aktuelles) zu Mettlach-Artikeln aus den beiden genannten Sendungen kritisch mit meinem Erfahrungsschatz zu beleuchten, da ich immer wieder mit Expertisen und Expertenschätzungen aus diesen Sendungen konfrontiert werde und ich manches leider nicht nachvollziehen kann.


Beispiel 1
: Zwölf-Monats-Krug (#171) aus der Sendung Kunst + Krempel vom 23. Juni 2007 im BR Fernsehen


Daten der Expertise und Expertenschätzung aus der Sendung171 Krug 350

Anfang 20. Jahrhundert von Villeroy & Boch

Großer Schenkkrug mit Deckel, ein sog. Zwölf-Monats-Krug. Auf blauem Untergrund befinden sich figürliche Darstellungen die für die einzelnen Monate stehen, der Sockelbereich ist dekoriert mit jahreszeitlichen Motiven und der obere Bereich mit Sprüchen zum jeweiligen Monat versehen. Die Marke auf der Unterseite zeigt den Hersteller: Villeroy & Boch aus Mettlach, ca. Anfang 20. Jahrhundert. Guter Erhaltungszustand.

geschätzter Wert in der Sendung: 1.000 Euro

 

Meine Bewertung dieser Expertise

Die Angaben zum Krug sind korrekt, aber ncht vollständig genug, um ihn richtig bewerten zu können. Deshalb werde ich im folgenden noch einige Informationen zur Expertise ergänzen

  1. es handelt sich um einen Krug mit Reliefdekor und der Formnummer #171. Fassungsvolumen ist 3.2 Liter
  2. es gab neben der Variante mit Zinndeckel auch eine Deckel-Variante mit Keramikeinlage und aufgesetzter Hopfendolde
  3. das Dekor kann dem Mettlacher Künstler "Ludwig Foltz" zugeordnet werden
  4. der Krug war sehr beliebt und wurde von Villeroy & Boch Mettlach einige Jahrzehnte lang produziert. Es existiert neben der gezeigten Variante (~ ab 1880 im Programm) auch eine ältere Version des Kruges
  5. der Bestand auf dem Markt ist sehr hoch. Nur wenige Mettlacher Krüge werden so häufig im Internet angeboten
  6. dieselbe Formnummer (#171) wurde auch für die kleineren Krüge mit der Größe 0.5 Liter und 0.25 Liter vergeben. Diese passen stilstisch zu dem großen Krug und werden oft als Set angeboten
  7. die Hintergrundfarbe konnte blau (abgebildet), grau oder rot sein


Meine Bewertung dieser Expertenschätzung
 

Aufgrund des hohen Bestandes auf dem Markt und der einfachen Produktionstechnik wurde der Krug in den letzten 30 Jahren nie hoch gehandelt. Der Preisrange lag vor 10 Jahren bei etwa 180-250 US Dollar.

Heute bekommt man gute Exemplare auf dem europäischen Markt bereits für unter 100 Euro 

Fazit: der Preis ist vollig überzogen und war in dieser Höhe weder damals realisierbar noch wäre es heute eine angemessene Preisempfehlung

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