Otto Hupp (1859-1949)
Den Name Otto Hupp findet man in keiner Literatur über Mettlach und seine Beziehung zum damaligen Unternehmen Villeroy & Boch Mettlach bzw. der dortigen Keramikproduktion wurde erst in den 1980er Jahren erkannt.
Hätte man seine Signatur, die man auf Wappen, Buchillustrationen und auf Buchplatten öfters findet, auch auf Mettlacher Keramik entdeckt, vieles wäre einfacher gewesen.
Hermann Joseph Otto Hubert August Constantin Hupp (so sein vollständiger Name) wurde am 21. Mai 1859 als der vierte von fünf Söhnen des Graveurs und Medailleurs Carl Heinrich Hupp (1823-1906) und Marie Hupp, geb. Ruland, in Düsseldorf geboren. Schon während der Schulzeit absolvierte er auf Initiative des Vaters eine Lehre als Graveur. Kurz nach Ende der Ausbildung besuchte er die Kunstakademie Düsseldorf und zog bereits 1878 nach München, wo sich die Neo-Renaissance rasch entwickelte.
Hupp war aber nicht nur ein Heraldiker (auch wenn es ab 1880 sein Hauptarbeitsgebiet war), sondern er kannte sich auch im Vergolden, Gravieren und Polieren aus, was er vom Vater erlernte. Das Malen, Ätzen und Lederschneiden eignete er sich in München an. Besonders seine Aufnahme in das Maler-Atelier von Rudolf Seitz dürfte sein Talent als Maler in jungen Jahren bereits gefördert haben. Aber auch als Keramiker, Designer von Bucheinfassungen, Briefmarken und Banknoten machte er sich einen Namen. Es ist aber lediglich eine kleine Aufzählung der vielfältigen Talente dieses Künstlers. Neben seiner Tätigkeit als Mettlacher Designer von Keramiken, arbeitete er unter anderem für verschiedene Brauereien und Weingüter.
Im Sommer 1882 heiratete er Franziska Eilhammer und kurz danach baute er sein eigenes Zuhause in Schleißheim, einem Vorort von München (wo übrigens auch Fritz Quidenus später seinen Wohnsitz hatte). Es dürfte schwer sein, in der damaligen Zeit einen vergleichbaren Universal-Künstler zu finden, der so viele künstlerische Techniken so gut beherrschte wie das Multi-Talent Otto Hupp - auch wenn er sich selbst lediglich als guten Handwerker ansah.
1884 z.B. kreierte er eine Handelsmarke für die Spaten-Franziskaner Brauerei in München, das bis heute eingesetzte berühmte Spaten-Wappen. Da war er gerade einmal 25 Jahre alt.
Auch mit Schriften und Schriftzeichen kannte er sich gut aus. Sein Alphabet aus dem Jahre 1900 unter dem Namen "Neudeutsch" hat eine hohe ästhetische Qualität. Er vermittelte eine ganz neue Perspektive auf Buchstaben.
In den späten 1880er arbeitete er für Villeroy & Boch Mettlach und designte eine Vielzahl von Krügen, Wandtellern und Vasen. Obwohl er seine Objekte für die Firma in der Regel nicht signierte, so lassen sich ihm heute doch eine Vielzahl von Mettlacher Steinzeug-Artikeln mit hoher Wahrscheinlichkeit zuordnen.
1888 war er auf der deutschen Handwerker-Ausstellung ein Ausstellungsmagnet für das Mettlacher Unternehmen. Wie wertvoll er für Villeroy & Boch war, geht aus einem Brief am 29. Mai 1888 von Eugen von Boch (1809 - 1898) an seinen Freund August von Cohausen (Historiker, Architekt und Archologe, 1812 - 1894) während dieser Ausstellung hervor.
Eine Vase, die wahrscheinlich einer der ersten Stücke war, die Hupp für Villeroy & Boch Mettlach produzierte, hatte die Formnummer #1857. Sie bildet auf dem Korpus die 4 Evangelisten ab und wurde ebenfalls auf der Münchner Ausstellung von 1888 gezeigt.
Eine Zusammenstellung von Otto Hupps Werken für Villeroy & Boch ist auf dieser Seite aufgeführt. Seine für Mettlach produzierten Produkte sind von exzellenter Qualität und heiß begehrt bei Sammlern.
Hupp starb 1949 in Schleißheim im Alter von 90 Jahren.
Sein umfangreicher Nachlass liegt heute im Bayrischen Hauptstaatsarchiv und seine Siegelabdrucksammlung im Generallandarchiv Karlsruhe. Ein "Wappenzimmer" zur Erinnerung an das Wirken des Heraldikers ist in der von Gabriel von Seidl erbauten "Villa Hupp" in Oberschleißheim eingerichtet worden.