Brand in der Mettlacher Abtei 1921

Flammeninferno in der Mettlacher Abtei 1921 und der zweite Weltkrieg

Flammeninferno in der Mettlacher Abtei 1921 und der zweite Weltkrieg

Eine Frage, die ich mir schon oft gestellt hatte ( und ich denke, es geht vielen anderen Mettlach-Sammlern auch so), warum gibt es so wenig Informationen zu den Produkten aus dem "goldenen Zeitalter" von 1885 - 1910, wieso wurde die Produktion nach 1920 plötzlich eingestellt und warum weiß man so wenig über die Künstler, die für Mettlach gearbeitet haben.

Die Antwort darauf ist u.a. ein Großbrand in der Nacht vom 11. auf den 12. August 1921 in der Mettlacher Abtei. Die Abtei war zu dieser Zeit sowohl der Sitz der Generaldirektion als auch der Wohnsitz eines Teils der Familie von Boch.

Auf dem Dachboden der Abtei waren Formen und Muster gelagert, die durch den Brand vernichtet wurden. Dasselbe gilt für eine Vielzahl von Aufzeichnungen zu Herstellungstechniken, Skizzen und Katalogen. Was am Ende wirklich noch übrig blieb, darüber gibt es keine verläßlichen Aussagen.

Eine Zeitzeugin der im Gebäude lebenden Familie Boch, die zum besagten Zeitraum 6 Jahre alt war, beschrieb später die Situation mit folgenden Worten (entnommen aus dem Mettlacher Turm, Ausgabe Dez. 1983, Nr. 20 von Dr. Therese Thomas): "Alois Junges aus der Kunstdruckabteilung nahm mich auf den Arm und brachte mich mit dem Boot zur Saareck hinüber. Ich schaute immer nach hinten, der Himmel war knallrot verfärbt und die gesamte Front der Abtei brannte. Der Brand muß auf 5 oder 6 Stellen gleichzeitig ausgebrochen sein. Das Feuer fiel durch die Lichtschächte hindurch. Damals gab es auch Streik und es gab wenig Wasser - es war Hochsommer! Die Freuerwehrbrigaden kamen von überall her, sogar aus der Saarbücker Gegend und waren lange im Einsatz"

Die Aussage, dass das Feuer an 5-6 Stellen gleichzeitig ausgebrochen wäre, läßt einen im Moment aufhorchen. Sollte es Brandstiftung gewesen sein??? Aber das ist reine Spekulation meinerseits! Zumindest heißt es aus Zeitungsartikeln der damaligen Zeit, dass die Ursache des Brandes nie geklärt wurde.

Photos aus dem Firmenarchiv zeigen, dass die Flammen ordentlich gewütet haben. Die Fassade war zwar noch intakt, doch waren das Ober- und Dachgeschoss stark beschädigt, teilweise sogar vollkommen abgebrand.

Luitwin von Boch-Galhau ließ die Abtei im alten Stil wieder aufbauen und so blieb die Abtei bis zum 2. Weltkrieges im alten Glanz erhalten.

Gegen Ende des Krieges wurde das Gebäude wiederum stark beschädigt. Teilweise waren die Innenmauern zusammengefallen und das Dach über dem Dachgeschoss verschwunden.

Von Branko Stahl habe ich erfahren, dass sein Vater Erich Stahl (geb. 1931) , ein noch lebender Enkel des Mettlacher Künstler Jean-Baptiste Stahl (1869-1932), eine Vielzahl von Zeichnungen und Skizzen seines Großvaters aus dem Schutt der Abtei retten konnte. Nach seiner Aussage war es ein reiner Zufall, dass Erich Stahl‘s Vater (Hans Stahl) ihn über diese Unterlagen im Schutthaufen des ehemaligen Abt-Büros (über dem Bogen des Eingangstors der Abtei) informierte. Dieses Büro beherbergte eine Vielzahl von Dokumenten / Skizzen aus dem goldenen Zeitalter des Unternehmens und wurde am Ende des Krieges von einer Fliegerbombe getroffen.

Laut Aussage von Erich Stahl lagen viele Unterlagen unter dem Drümmern, die dem Brand von 1921 anscheinend nicht zum Opfer gefallen waren. Leider kümmerte sich keiner um die Rettung dieser wertvollen historischen Schätze, so dass sie letztendlich mit dem Schutt abtransportiert wurden und somit die Nachwelt endgültig verloren gingen.

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Ich finde es toll, mit welcher Leidenschaft Menschen in aller Welt seit Jahrzehnten die durch den Brand entstandenen Lücken im Wissen um diese vergangene Zeit aufzuarbeiten versuchen und das mit großem Erfolg. Trotzdem gibt es immer noch viele Geheimnisse, die man bis heute nicht gelüftet hat. Und das macht das Sammeln dieser Produkte erst richtig interessant.

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