Chromolith (Farbiger Stein)
An den Weltausstellungen von Philadelphia (1876) und Paris (1878) trat Villeroy & Boch Mettlach mit einem ganz neuen Produktionszweig, dem Chromolith (= farbiger Stein), auf. Das Dekor wurde durch die Verarbeitung verschiedener kolorierter Massen (Schlicker) erstellt.
Aber bereits einige Jahre vorher, auf der Weltausstellung in Wien (1873), erregte diese neue Form von feinem Steinzeug großes Aufsehen.
Der Berichterstatter des amtlichen "deutschen Berichts" schrieb damals:
"Man hat das echte Deutsche, das Edle, Eigentümliche, man möchte sagen die gewissenhafte Schönheit dieser Erzeugnisse hervorgehoben: deutsch sind sie in ihrer Entstehung und Ausbildung durch den Kreis der Künstler und Leiter und auch schon deshalb, weil weder England oder Frankreich etwas Aehnliches aufzuweisen hat.
Mettlach arbeitet mit seltener Unabhängigkeit - eigene, meist in der Fabrik erzogene, auf Studienreisen weitere gebildete Künstler erfinden und führen mit weitem Spielraume ihre Entwürfe aus, (...) eigene Chemiker erfinden und bereiten für sämmtliche Villeroy & Boch'schen Fabriken die nöthigen Farben, selbstdenkende Werksführer verbessern die Maschinerien und Brennmethoden...
und den Arbeitern, für welche durch Hilfscassen, Consumverein, Speiseanstalt gesorgt ist, erwächst aus der engen, vom Wald umschlossenen Lage der Fabriik der eigenthümliche Vortheil, dass sie genöthigt sind, in 7 oder 8 umliegenden Ortschaften zu wohnen... Eigentum zu besitzen und dem Landbau nicht ganz entfremdet zu werden."
Folglich kann es nicht verwundern, dass man diese prächtigen Steinzeuggefäße bereits in den 1880er Jahren gerne überall in Privathäusern, Museen, Restaurants, Kaffeehäusern und Wirtschaften ausstellte. In den damals modernen Bierpalästen der Großstädte erzeugten die reizenden Kunstgegenstände große Bewunderung.