Hermann Gradl der Ältere (1869-1934)

Hermann Gradl der Ältere (1869-1934)

Hermann Joseph Gradl der Ältere (der Zusatz "Ältere" wird deshalb genutzt, weil man damit der Verwechselung mit seinem gleichnamigen Neffen (1883-1964) in Veröffentlichungen entgegenwirken möchte) war eines von insgesamt 9 Kindern. Als Mettlacher Künstler entwarf er viele von herausragenden Jugendstildekoren, die bei Sammlern sehr begehrt sind.

Geboren wurde er 1869 in Dillingen (an der Donau) und hatte seine berufliche Laufbahn als Maler begonnen. Verstorben ist er 1934 in Landsberg am Lech.

1890 ließ er sich in München nieder und obwohl seine Vorliebe der Malerei galt, so läßt sich bei ihm, wie auch bei anderen Münchner Künstlern (Richard Riemerschmid, Peter Behrens usw.), zum Ende des 19 Jahrhunderts ein Wechsel hin zum Kunstgewerbe und Raumgestaltung erkennen.

Diese künstlerische Wechsel in seinem Tun zeigt sich z.B. in der Ausstellung im Münchner Glaspalast 1898, in der er und sein Bruder Max (hier sei noch erwähnt, dass insgesamt 5 seiner Geschwister eine künstlerische Laufbahn einschlugen) 2 von ihnen entworfenen Uhren präsentierten. Ein Jahr später (1899) werden in derselben Ausstellung 4 Edelzinngegenstände gezeigt, die laut der ausstellenden Firma "Rheinische Broncegießerei in Köln-Ehrenfeld" von "Gradl" entworfen wurden.

In den darauffolgenden Jahren war er zwar auch für dieselbe Firma aktiv (die sich ab 1900 Orivit AG Metallwarenfabrik nannte), sein Name fand aber keine Erwähnung mehr.

Hermann Gradl der Ältere (1869-1934)

Hermann Joseph Gradl der Ältere (der Zusatz "Ältere" wird deshalb genutzt, weil man damit der Verwechselung mit seinem gleichnamigen Neffen (1883-1964) in Veröffentlichungen entgegenwirken möchte) war eines von insgesamt 9 Kindern. Als Mettlacher Künstler entwarf er viele von herausragenden Jugendstildekoren, die bei Sammlern sehr begehrt sind.

Geboren wurde er 1869 in Dillingen (an der Donau) und hatte seine berufliche Laufbahn als Maler begonnen. Verstorben ist er 1934 in Landsberg am Lech.

1890 ließ er sich in München nieder und obwohl seine Vorliebe der Malerei galt, so läßt sich bei ihm, wie auch bei anderen Münchner Künstlern (Richard Riemerschmid, Peter Behrens usw.), zum Ende des 19 Jahrhunderts ein Wechsel hin zum Kunstgewerbe und Raumgestaltung erkennen.

 

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Diese künstlerische Wechsel in seinem Tun zeigt sich z.B. in der Ausstellung im Münchner Glaspalast 1898, in der er und sein Bruder Max (hier sei noch erwähnt, dass insgesamt 5 seiner Geschwister eine künstlerische Laufbahn einschlugen) 2 von ihnen entworfenen Uhren präsentierten. Ein Jahr später (1899) werden in derselben Ausstellung 4 Edelzinngegenstände gezeigt, die laut der ausstellenden Firma "Rheinische Broncegießerei in Köln-Ehrenfeld" von "Gradl" entworfen wurden.

In den darauffolgenden Jahren war er zwar auch für dieselbe Firma aktiv (die sich ab 1900 Orivit AG Metallwarenfabrik nannte), sein Name fand aber keine Erwähnung mehr.

Ein herausragendes Merkmal der Firma Orivit war die Kombination von Keramiken mit Zinn / Silber Legierungen und2689 anderen Metallen. Keramiken dazu wurden von der Firma "Villeroy & Boch" geliefert.

Einen Höhepunkt als Künstler erlebte Herrmann Gradl der Ältere mit der Pariser Weltausstellung von 1900. Präsentiert wurden neben mehreren Metallobjekten auch sein erstes Service aus Porzellan für die Nymphenburger Porzellan-Manufaktur, einige Steinzeugarbeiten und ein Tafelservice von Villeroy & Boch.

Für Nymphenburg war Herrmann Gradl von 1899-1905 tätig. Für diese Firma entwarf er auch das extravagante Fischservice "Belle Epoque" (Modellnummer 688 mit dem Dekor 624), welches auf der Pariser Weltausstellung als eines der besten Beispiele des floralen Jugendstils mit dem "Grand Prix" prämiert wurde.

1905 zog sich Gradl auf sein im selben Jahr gekauftes Anwesen am Ammersee bei München zurück und beendete seine Zusammenarbeit mit Nymphenburg.

Wann die Zusammenarbeit zwischen der Firma Villeroy & Boch Mettlach und Hermann Gradl genau begann, läßt sich nicht belegen. Jedoch lassen erste, dem Künstler zuschreibbare Entwürfe im Zeitraum von 1899-1900 für V&B Mettlach darauf schließen, dass der Beginn etwa dort zu vermuten ist. Die früheste nachweisbare Arbeit für Villeroy & Boch entstand in Zusammenarbeit mit der Orivit Mettalwarenfabrik, es war ein Wandbrunnen.

Herrmann Gradls Tätigkeit für Villeroy & Boch Mettlach ist aktuell nur durch einige Steinzeug-Entwürfe sicher belegbar. Es dauerte bis 1982 als die damalige Leiterin des Keramikmuseums in Mettlach, Frau Therese Thomas, erstmals die Signatur "H. Gradl" auf den um 1901-1902 entwordenen Wandtellern (Rehmotive) mit den Formnummern #2804 und #2805 entdeckte.

1985 wurden ihm 4 weitere, um 1900 entstandene Mettlacher Wandteller, zugewiesen. Es handelt sich dabei um 2 Wandteller mit den Formnummern #2680 und #2689 mit stilisierten Stiefmütterchen als Hintergrund + Mädchenprofile, 1 Wandteller mit Formnummer #2747 mit dem Dekor eines Schiffes 2898auf dem Meer und 1 Wandteller mit der Formnummer #2748 mit dem Bild eines Schlosses auf einem Hügel. 

Dass seine Arbeiten in der Regel nicht von ihm signiert wurden, scheint er damals (anders als andere Künstler) in seiner Tätigkeit als reiner "Firmenzeichner" akzeptiert zu haben, erschwert aber uns heute die eindeutige Zuordnung seiner Werke. Vielleicht wollte man als Firma bei den potentiellen Käufern suggerieren, dass alle Künstler in Mettlach zum Stammpersonal gehörten. Dies war bei Herrmann Gradl jedenfalls nicht der Fall. Aus einem von 1910 bekannten Briefwechsel der Firmenleitung von Villeroy und Boch Mettlach mit Jean Beck (Leiter der Mettlacher Zeichenschule bis 1890) geht hervor, dass Hermann Gradl sich nur gelegentlich aus seiner Wohnung in München nach Mettlach aufmachte, um dort seine Entwürfe dem Firmenpersonal zu erläutern.

Eines der bei Sammlern sehr begehrten, von Gradl entworfenen Mettlach-ObjektenSignatur Wandteller 2898 Frühling, ist ein Set aus 4 Wandtellern mit den Formnummern #2898, #2899, #2997 und #2998. Sie sind alle etwa 44cm im Durchmesser und symbolisieren die 4 Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Der Produktionszeitraum liegt etwa zwischen 1904 und 1910.

 

Wie bereits erwähnt, wurden nur wenige Mettlacher Steinzeug-Artikel von Herrmann Gradl signiert. Der direkte Vergleich mit Arbeiten für die Firma Orivit und Nymphenburg, die ihm eindeutig zugeordnet werden können, lassen jedoch große Ähnlichkeiten in den Dekoren von weiteren Produkten aus der damaligen Mettlacher Produktion erkennen.

Erwähnenswert ist die für Gradl typische Stilisierung von Blumenmotiven. Er faßt die Blumen meistens zu Dolden oder Büscheln zusammen. Die Blüten sind dabei noch relativ natürlich gestaltet, was für die Stiele nicht mehr zutrifft. Diese sind stark stilisiert und blattlos dargestellt. Wie ein Wurzelwerk verästeln sie vor einer einzelnen Blüte und haben eine rahmende, verbindende Funktion.

Ausgehend von diesen typischen stilisierenden Elementen, die Gradl anwendete, lassen sich ihm zumindest eine Vielzahl von Mettlacher Produkten zuordnen, die ich im folgenden aufgezählt habe.

Kanne / Krug / Bierkrug / beer stein:

#2911, #2912, #2934, #2935  (schlichte Formgebung und ein Dekor aus stilisiertem Hopfen, Blättern und Ähren)

Wandteller / wall plaque:

#2680, #2689, #2747, #2748

Vase:

#2731, #2733, #2736, #2909 (Verzierung mit geschwungenen Linien und großen Mohnblumen, die Gradl's typischen Stil der Isolation von Stil und Blüte aufzeigen)

Streichholzhalter / Match Box Holder:

#2907

Punch-Bowle: 

#2814 (die jugendstilartigen Mädchen-Darstellungen inmitten der Weinranken lassen sich mit den bereits genannten Wandtellern #2680 und #2689 vergleichen)

Jardiniere:

#2732 (vom oberen Rand herabhängende und durch Linien verbundene Fuchsienblüten), #2734, #2735, #2910

Abschließend läßt sich sagen, dass dem Unternehmen Villeroy & Boch Mettlach durch die Zusammenarbeit mit Hermann Gradl in dem im Zeitraum von 1900-1905 domierenden Jugendstil (insbesondere beim floralen Jugendstil) eine herausragende Rolle zuteíl wurde.

 

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