Heinrich Schlitt (1849-1923)

Heinrich Schlitt (1849-1923)

Heinrich Schlitt (Signaturen: H.S. / Heinr Schlitt / H. Schlitt) wird nicht zu Unrecht als der "Walt Disney des 19. Jahrhunderts" bezeichnet und in der ganzen Welt ist er bekannt als der "Münchner Zwergenmaler", wo er auch die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Für Mettlach-Sammler ruft der Name einen Sturm der Begeisterung aus. Nicht wenige haben den Künstler zum ausschließlichen Sammelobjekt gemacht. 

Er ist vor allem bekannt für seine Gnomenmalerei, die Darstellung von Zirkusszenen und für seine Vorliebe, eine belebte Natur in seinen Werken abzubilden. Für das Unternehmen Villeroy & Boch reichte die Palette jedoch noch viel weiter. Hier kamen auch Szenen aus der Antike, Ritter, Märchen, belebte Objekte, Allegorien und Trinkszenen zum Einsatz.

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Welcher Sammler ist nicht stolz auf ein geritztes (= Chromolith-Verfahren) oder ein mit Umdruck versehenen Kruges bzw. Wandtellers dieses Künstlers. Doch wer war dieser Mann wirklich? Wann wurde er geboren? War er ein "einfacher Sohn" der Stadt München - die Stadt, mit dem der Name Heinrich Schlitt oft in Zusammenhang gebracht wird? Findet man seine Arbeiten lediglich nur auf Bierkrügen und Wandtellern? Viele Fragen, die im folgenden beantwortet werden sollen!

Heinrich Schlitt wurde am 21. August 1849 in Biebrich-Mosbach in der Nähe von Wiesbaden am Mittelrhein geboren. Wiesbaden war damals ein Teil des Herzogtums Nassau und ist heute die Landeshauptstadt von Hessen und ist nebenbei auch der Geburtsort des Mettlacher Künstlers Ludwig Hohlwein.

Die Neigung zur Kunst machte sich bei ihm schon in jungen Jahren seines Lebens bemerkbar. Der erste Person, die ihn maßgebend beeinflußte war der hoch talentierte Wiesbadener Künstler Kaspar Kögler. Und tatsächlich war es Kögler, der Schlitt sehr früh zu seinem eigenen Stil verhalf, welcher ihm dann zeitlebens ein komfortables Leben bescherte.

Schlitt hatte einen ausgesprochenen Sinn für Humor, der häufig als Illustrator oder Künstler beschäftigt war und dabei eine Vielzahl von Materalien einsetzte wie z.B. Holz, Stein, Keramik, Ton und Metall. Hunderte von Illustrationen (besonders in Zeitschriften wie "Über Land und Meer“, "Daheim" und "Schalk") wurden durch ihn erstellt und geanu diese verhalfen ihm dann auch, in der Öffentlichkeit bekannt zu werden. Wäre er ein Jahrhundert später geboren worden, Walt Disney hätte mit ihm einen idealen Partner gefunden:-)).

Einige Skizzen von ihm, die erst vor einigen Jahrzehnten bekannt wurden und die aus den Jahren 1869 - 1870 stammen, geben etwas Informationen bezüglich seiner frühen Arbeiten mit Bleistift, Tinte und Wasserfarbe.

In den frühen 1870er Jahren führte ihn sein Weg nach München, der Landeshauptstadt von Bayern, eines der größten Königreiche in dem damals neu etabliertenGnom 2113 Deutschen Reich. Unter der Führung des Malers Wilhelm Lindenschmidt und seinem ersten Lehrer in München, Ferdinand Barth, begann er mit der Öl- und Wasserfarbenmalerei. Fast all seine Werke aus diesem Jahrzehnt bis zur Jahrhundertwende hin waren geprägt von den mehr heiteren Dingen des Lebens.

Im Alter von etwa 40 Jahren hatte er ungefähr 40 Malereien an der Staffelei erstellt. Leider sind ein Großteil dieser Werke in Privatbesitz und somit der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Man geht davon aus, dass es sich meistens um private Sammler in England und der USA handelt und nur sehr wenige in Deutschland zu finden sind.

Schlitt war einer der Hauptkünstler für das keramische Unternehmen Villeroy & Boch in Mettlach und bei Sammlern hauptsächlich bekannt für die von ihm gestalteten Trinkgefäße und farbreichen Wandteller.

Zusammen mit Kögler und dem jüngeren Wilhelm Weimar (1859-1914) malte er 1890 im Ratskeller, des vom Architekten Georg von Hauberisser entworfenen Neuen Rathaus in Wiesbaden, den Bierkeller aus. Die kostbarsten humoristischen, realistischen Fresken der wilhelminischen Stadt Wiesbaden wurden - obwohl seit 1930 unter Denkmalschutz stehend - in den 1970er Jahren aus Kostengründen (?!) nicht restauriert, sondern getilgt.

In München verfuhr man (Gott sei Dank) anders mit dem Erbe von Heinrich Schlitt. Im dortigen Ratskeller pflegte man die lustigen und hintergründigen Gewölbe-, Decken- und Wandmalereien, die Schlitt 1905 gestaltet hatte. Heute sind diese eine der vielen Attraktionen der bayrischen Hauptstadt und stellen eine Schmuckstück besonderer Art dar, auf das nicht nur die Rathauskeller-Betreiber besonders stolz sind.

Während des ersten Weltkrieges und in den darauffolgenden Jahren waren die Zeiten in Europa nicht einfach, insbesondere für einen Künstler. Schlitt gelang es aber in dieser schwierigen Zeit, die Menschen mit seinen Zwergendarstellungen in der Malerei zu begeistern und sich damit seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Schlitt starb am 13. November 1923 in München. Er verbrachte die letzten Jahre seines Leben in zunehmender Vereinsamung. Er wurde auf dem Münchner Waldfriedhof in einem Bereich begraben, der speziell zur Ehrung von angesehenen Münchner Künstlern eingerichtet wurde. 

Heinrich Schlitt war einer der fleißigsten Designer für Villeroy & Boch Mettlach. Im folgenden ist eine Liste von Krügen (beer stein), Wandteller- (plaque), Vase-, Bowle- (punch bowl) usw. Objekten aufgeführt, deren Vollständigkeit / Richtigkeit aber nicht garantiert wird.

Krug / Bierkrug / beer stein 0.25L:

#2177/959 + /960, #2179/961 + /962, #2181/957 + /958

Krug / Bierkrug / beer stein 0.3L:

#1909/727, #2090, #2100, #2123, #2134, #2184/966 + /967, #2333/1012 + /1033

Krug / Bierkrug / beer stein 0.5L:

#1526/941 + /1076 + /1077 + /1078 + /1108 + /1143 + /1145, #1909/727 + /732 + /993 + /1008 + /1009 + /1010 + /1038 + /1042 + /1073 + /1074 + /1109 + /1110 + /1133 + /1143, #2089, #2090, #2091, #2092, #2100, #2133, #2134, #2140/1047, #2184/966 + /967, #2191, #2192, #2230, #2271/994 + /995 + /1107 + /1211, #2333/1033, #2382, #2520, #2580, #2662, #2752, #2765, #2767, #2778, #3089, #3090, #3091, #3092, #3093

Krug / Bierkrug  / beer stein 1.0L:

#1526/1074 + /1108 + /1109 + /1110, #1909/1109, #2090, #2382, #2520, #2580, #2765, #2767, #3090, #3091, #3092

Krug / Bierkrug / beer stein 1.5L - 5.8L:

#2065, #2107, #1526/941, #2176/954, #2261/1012, #2107#2384/1143, #2065, #2095, #2178/956, #2751, #2332/1031, #1526/1038, #2193, #3099, #2777, #2180/955, #2270/994, #2271/995, #2183/953, #2825, #2122, #2201, #2383, #2419/1041, #2262/1014 + /1054 + /1211, #2524, #2488/1059 + /1106 + /1133,  #2764

 Pokal

#2066, #2110 

 Wandteller / plaque / plate

#1044/1122 + /1123 + /1144, #2112, #2113, #2148, #2149, #2199, #2200, #2694, #2697, #2698, #2769, #2770

 Bowle / bowl

#2088, #2703/1127, #2843, #3088

 Bier-Zapfsäule (beer tap)

#2649, #2672, #2684

Heinrich Schlitt als Kinderbuch-Autor

Heinrich Schlitt hatte sich als vielseitiger Künstler einen Namen gemacht. Dass er aber ein Kinderbuch verfasst hat, ist eigentlich nur sehr wenigen bekannt. Doch es blieb leider (so der aktuelle Wissensstand) bei einem einzigen Buch, auch wenn (mein persönlicher Eindruck) die Geschichte und die Illustrationen sehr ansprechend sind und man eigentlich hätte mehr erwarten können. Ob es aber wirklich ein einmaliger Versuch als Kinderbuchautor war, diese Frage bleibt nach wie vor offen.

Bekannt ist noch, dass er zumindest ein weiteres Buch mit 5 Aquarellen illustrierte. Dieses Buch hat den Titel "Worulf, der Rattenfänger von Hameln" und ist 1881 im Verlag A. Brecht erschienen. Es ist eine Erzählung aus dem 13. Jahrhundert. Die Illustrationen wurden nicht signiert, lassen sich aber Schlitt eindeutig zuordnen, auch wenn er sich darin nicht als den wohlbekannten Humoristen darstellt.

Nun zu dem eigentlichen, von ihm selbst verfassten Kinderbuch, welches den Titel "Stoffel und die bösen Buben" trägt und 1887 im Verlag Ensslin und Laiblin (Reutlingen) erschienen ist. Dieses Buch umfaßt 28 kolerierte Seiten mit Reimversen und ist unterteilt in 5 Bubengeschichten mit den Titeln:  

  • Das Blasrohr
  • Das Klingeln
  • Das kalte Bad
  • Die Geldbörse
  • Die Wasserspritze und allgemeine Vergeltung

Erzählt wird von dem dummen Stoffel, der nicht sonderlich klug ist und den 3 bösen Buben Otto, Paul und ihrem Anführer Heinrich (hier könnte der Künstler sich selbst gemeint haben). Heinrich hat nur böse Streiche im Kopf, die er gemeinsam mit Otto und Paul begeht. Da die 3 deutlich gescheiter sind als der Stoffel, gelingt es ihnen, dass Stoffel für ihre Streiche bestraft wird, da er per Zufall immer auf den Tatort des Schabernacks traf. Doch zum guten Schluss werden die 3 dann doch noch gefaßt und ihrer gerechten Strafe zugeführt:-))

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