Franz (Jakob) Ringer (1865-1917)
Der aus einer alteingesessenen Münchner Tischlerfamilie stammende Ringer war zu seiner Zeit einer der best bekannten Künstler für Kunst und Kunstgewerbe in München. Seine Bilder bestechen durch eine außerordentliche Farbigkeit und erinnern an die Werke alter holländischer Meister, die der Künstler bereits im Alter von 20 Jahren bei einem Studienaufenthalt in Norddeutschland schätzen gelernt hatte. Sein Spektrum an Entwürfen ist äußerst vielfältig. So entwarf er z.B. Häusergiebel, Innenaustattungen von Räumen und Wirthäusern, Möbel, Beleuchtungskörper und vieles mehr. Er schuf Holzschnitzereien für den Maibaum, Sonnenuhren, Spielzeug, Buchillustrationen und Postkarten.
Franz Ringer ist aber auch bekannt als der Schöpfer von Bierkrügen aus Stein, Glas und Zinn, die er im Jugendstil, Art Deco oder historisierendem Biedermeier bemalte. Meistens war er dabei nicht nur für den Dekor, sondern für den ganzen Krug zuständig, d.h. die Krugform, das Zinn und die Keramikeinlage im Deckel. Die Größe der Gefäße ging von 0,05 Liter (= 1/20 Liter) bis 4,1 Liter und er war einer der wenigen Künstler, die sich quer durch die historisierende Phase zum Jugendstil entwickelten. So schuf er nicht nur Dekore in beiden Stilen, sondern kombinierte beide auch stilvoll. Es gibt z.B. Krüge, deren Form als Art Nouveau (= Jugendstil) zu bezeichnen sind, die Kleider der dargestellten Personen sind aber typisch für die Biedermeier-Zeit. Desweiteren war Ringer ein Künstler, der sowohl die traditionellen Krüge als auch die sogenannten Charakterkrüge entworfen hat.
Lebenslauf
Franz Ringer wurde am 7 Oktober 1865 als viertes von fünf Kindern einer Schreinermeister-Familie geboren. Sein Vater Josef Ringer war bekannt als Meister beim Herstellen von Billiard Tischen. Seine Mutter, Maria Barbara Fürst, war die zweite Frau von Josef Ringer und Tochter eines Zolleinnehmers aus Landau in der Pfalz. Von den 5 Kindern Josef Ringers überlebten nur Franz und sein Bruder Alois.
Auch Franz erlernte bereits in jungen Jahren in München das Handwerk eines Zimmermannns von seinem Vater und die dadurch erworbenen Kenntnisse waren ihm zeitlebens sehr nützlich.
Mit ungefähr 20 Jahren begann seine Reisetätigkeit durch Tirol und die Schweiz. Über das, was er auf seinen Reisen gemacht hat, weiß man leider nicht viel. Wieder zurück in München studierte er zuerst bei Professor Josef von Kramer. Dann holte ihn seine Reiselust wieder ein und er begab sich nach Aachen, wo er bei Professor Karl Kraus im Polytechnischen Institut seine Studien weiterführte. Die Nähe zu den Niederlanden hob seine Interesse an den dort lebenden Einwohnern und so war es nicht verwunderlich, dass die Niederländer ein begehrtes Objekt in seinen Zeichnungen und Entwürfen war.
Dann führte ihn sein Weg wieder zurück nach München zu Professor Josef von Kramer und er verbrachte etwa 10 Jahre mit diesem Mentor, was ihn natürlich auch künstlerisch prägte. Einige seiner altesten Arbeiten stammen auch aus dieser Zeit (1892-1894), wie z.B. kleine, reliefierte Darstellungen einfacher Leute in Pariser Gips. Danach machte sich Franz Ringer als Kunsthandwerker selbständig und eröffnete ein Atelier in der Münchner Briennerstrasse.
Am Neujahrstag des Jahres 1896 heiratete Franz Ringer die 20jährige Adolfine Stefanie Immendörfer (geboren am 18.2.1867) , eine Tochter von Friedrich Immendörfer aus Karlsruhe, der als Gerichtsvollzieher bei Großherzog Friedrich I von Baden tätig war und seiner Frau Luise. 1899 wurde sein Sohn Eduard geboren, der später Kirchen-Dekorateur wurde.
Die Familie ließ sich in Schwabing, am Rande des Münchner Künstlerviertels nieder. Franz Ringer arbeitete als Grafik-Designer, Maler und Bildhauer. Seine kreative Arbeit reflektierte das Ende des Historismus und den Anfang eines modernen Zeitalters.
Der früheste, bekannte Krug von Ringer stammt aus dem Jahr 1903. Es ist ein Gedenkkrug für eine Ingenieurstagung. Dargestellt wird ein bayrisches Mädchen, die Stadt München symbolisierend, welches einen Mann mit Handwerkszeug in der Seitentasche begrüßt (wahrscheinlich ein Ingenieur). Der Deckel ist reliefiert und hat das Emblem des Höfbräuhauses in der Mitte. Die sich darauf befindliche Widmung hat die Jahreszahl 1903.
Die ersten Krüge von Ringer, die richtig in Produktion gingen, wurden 1905 von Villeroy & Boch hergestellt. Diese Serie wurde im Zusatzkatalog von August 1905 veröffentlicht. Ein zweites Mal in der Preisliste von Juli 1908. Darin sind insgesamt 17 verschiedene Formen aufgeführt, wobei einige in verschiedenen Größen produziert wurden. Nimmt man diese noch dazu, dann kommt man auf insgesamt 23 verschiedene Formen.
Ringers Entwürfe fanden in der Bevölkerung schnell Anklang, speziell bei geplanten Tagungen und Festen. So bekam er den Auftrag für einen Festkrug anläßlich des 15. deutschen Bundesschießens 1906 in München. Darüber hinaus entwarf er Krüge für das Deutsche Turnerfest 1908 und 1913, für eine Brauertagung 1909, für ein Gesangsfest 1912, für Hochzeiten, Jagd oder auch einfach nur Krüge für den Alltag.
Ringer hat für viele Steinzeugmanufakturen in Deutschland gearbeitet, insbesondere nach der Jahrhundertwende. Neben Villeroy & Boch waren dies: Reinhold Merkelbach, Merkelbach & Wick, Marzi & Remi, Albert Jakob Thewalt usw. Nicht zu vergessen wären die Münchner Verschönerungs- und Vollendungswerkstätten von Martin Pauson und Reinemann & Lichtinger.
Der große Künstler Franz Ringer verstarb im Dezember 1917 an Krebs. Er wurde nur 52 Jahre alt.
Stil
Franz Ringer‘s Stil beim Kreieren von Bierkrügen war einfach. Er verstand es jedoch, ohne kompliziertes, künstlerisches Beiwerk sehr viel auszusagen bzw. eine Botschaft zu vermitteln. Er schuf seine eigenen "Typen" und verfasste auch selbst die meisten Verse, die seine Darstellungen begleiteten.
Ringer hatte seine eigenen stilistischen Elemente, wenn es um die Darstellung von Händen ging. Die Finger waren immer sehr lang und schmal, die mittleren nebeneinander, während Zeigefinger / Daumen und kleine Finger gespreizt waren. Es gibt nur ganz wenige Beispiele, in denen dieses Prinzip nicht zutrifft.
Seine Krüge für Villeroy & Boch Mettlach
Wenn Mettlacher Bierkrugsammler sich treffen und über Ihre Sammlungen reden, dann fallen oft Namen wie Heinrich Schlitt, Otto Hupp, Ludwig Hohlwein und Richard Riemerschmid, jedoch selten der Name Franz Ringer. Dabei war er doch einer der populärsten Künstler seiner Zeit in München und einer der produktivsten Bierkrug-Designer. Aber er designte oft nicht nur die Dekoration des Kruges, sondern auch die Krugform und den Deckel inkl. Einlage.
Franz Ringer hat z.B. folgende Krüge für Villeroy & Boch entworfen
1. vom Künstler signierte Krüge
Krug / Bierkrug / beer stein
#3000 (0,5 & 1,0 Liter), #3001 (0,5 Liter), #3002 (0,5 Liter), #3003 (0,5 Liter), #3004 (0,5 & 1,0 Liter), #3005 (0,5 Liter), #3188 (0,5 Liter), #3189 (0,5 Liter), #3190 (0,5 Liter), #3191 (0,5 Liter), #3192 (0,5 Liter), #3193 (0,5 Liter), #3042 (4,1 Liter)